Talk in der Rosenau

Der erste Talk im Konstanzer KWA-Wohnstift liegt nun schon zwölf Jahre zurück. Gleich die erste Moderatorin, Monique Würtz, machte gemeinsam mit Talk-Initiatorin und -Organisatorin Marina Gernard eine Erfolgsgeschichte daraus, sprach auf der Talkbühne unter anderem mit Oberbürgermeister Ulrich Burchard, Landrat Frank Hämmerle, dem Bundestagsabgeordneten Andreas Jung und Europaminister Peter Friedrich, den Intendanten Beat Fehlmann und Christoph Nix, zudem mit Graf Björn und Gräfin Sandra Bernadotte, Autorin Gunna Wendt sowie mit Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek. Moderator Stephan Schmutz befragte nicht nur EU-Kommissar Günther Oettinger, Ministerpräsident a. D. Erwin Teufel sowie Landrat Zeno Danner, sondern auch die beiden KWA-Vorstände Horst Schmieder und Dr. Stefan Arend sowie die Kunstsammlerin Angela Rosengart und Schriftstellerin Gaby Hauptmann. 

In der Rosenau immer wieder gerne gesehen ist auch der „neue“ Moderator Dominik Gügel. Als Politikwissenschaftler, Historiker und Direktor des Napoleonmuseums Thurgau ist er geradezu dafür prädestiniert, sich mit Prominenten aus Politik und Gesellschaft zu unterhalten. Er wird im Folgenden über besondere Momente in seinem ersten Talkjahr schreiben.

Ehrlich gesagt, war ich ziemlich überrascht, als Marina Gernard auf mich zukam und mir die ehrenvolle Aufgabe des neuen Talkmeisters der Rosenau anbot. Womit habe ich das verdient, fragte ich mich, und gleichzeitig, wie macht man so etwas eigentlich?

Natürlich kannte ich Talkrunden aus eigener Erfahrung als Teilnehmer bzw. aus Funk und Fernsehen. Aber selbst in der Rolle des Interviewenden zu stehen, das ist schon etwas Anderes. Schnell war mir klar, dass ich ein anderes Format suchen wollte. So kam ich auf die Idee einer lockeren Gesprächsrunde zwischen mir und meinen Gästen. Eine Unterhaltung auf Augenhöhe soll es sein, also keine der üblichen "strengen" Talk-Runden im Frage-und-Antwort-Stil, wie wir sie täglich aus den Medien kennen. Wenn ein Gast sich um die (erwartete) Antwort "drückt", versuche ich nicht wie ein strenger Richter, ihm immer und immer wieder die gleiche "hochnotpeinliche" Frage zu stellen. 

Im Gegenteil, wir plaudern einfach locker weiter. In der Regel ergibt sich auf diese Weise ein viel spannenderer Informationsfluss, als bei hartnäckigen Fragen. Das ist vielleicht die wichtigste Erfahrung. Eine Besucherin des Talks in der Rosenau formulierte es zum Abschied im persönlichen Gespräch einmal folgendermaßen: “Sie lassen die Gäste ausreden, das ist so angenehm, das schätzen wir sehr!” Diese Aussage gibt schon einen wichtigen Hinweis auf die Frage, was die Zuhörerinnen und Zuhörer am meisten interessiert.  

Ich habe den Eindruck, es sind zunächst die "Lebenslinien" der jeweiligen Interviewpartnerinnen und Interviewpartner. Wie ist die Person zu dem geworden, was sie heute ist? Was bewegt sie? Wie füllen die ausgewählten Damen und Herren ihre berufliche Position aus, welche Lebensphilosophie, welche gesellschaftlichen Standpunkte vertreten sie? Dabei kann es gelegentlich auch durchaus ein wenig kontrovers bzw. kritisch zugehen. Beim Interview mit Sabine Rein, Präsidentin der Hochschule Konstanz (HTWG), erinnere ich mich zum Beispiel an das schwierige Thema der (wissenschaftlichen) Zusammenarbeit mit staatlich gelenkten Hochschulen der Volksrepublik China.

Für die Zuhörerinnen und Zuhörer (aber nicht nur für diesen Kreis, sondern auch für den Talkmeister) wird es besonders spannend, wenn die Interviewpartner selbst aktiv werden. Gregor Schmitz, Leiter des Botanischen Gartens der Universität Konstanz, brachte zum Beispiel ein hochauflösendes Mikroskop mit, um das Thema Biodiversität besser "beleuchten" zu können. Die dazu nötigen Pflanzen hatte er kurz zuvor an der Bushaltestelle vor der Rosenau gepflückt. Birgit Rückert, Verwaltungschefin von Schloss Salem, erläuterte die mittelalterliche Geschichte der berühmten Zisterzienserabtei anhand eines von ihr verfassten Kriminalromans, und das Ehepaar Bundschuh, Gründer der Brauwerkstatt Reichenauer Inselbier, brachte schmackhafte Kostproben aus ihrer Produktion mit. Auf die Frage, welche Sorte ihnen denn am liebsten sei, schmunzelten beide und meinten, sie würden eigentlich gern ein Glas Wein trinken. 

Seine königliche Hoheit, Bernhard Prinz von Baden (heute Markgraf von Baden) war im Dezember 2022 Talkgast und ist auf dem großen Headerfoto links im Bild. Er meinte – verschmitzt seufzend – gleich zu Beginn Gespräches, eigentlich sei er ja der Hausherr in Konstanz-Petershausen und auf der Rosenau. Wenn nicht, ja, wenn nicht seine Vorfahren alles hätten verkaufen müssen. Außer einem Kreuz, dessen Unterhalt er bis heute tragen dürfe.

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