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Menschen mit Migrationshintergrund
Knapp 90 Prozent der Auszubildenden am KWA Bildungszentrum München haben Migrationshintergrund. Rund 30 Prozent der Mitarbeiter von KWA kommen aus dem Ausland. Vor diesem Hintergrund beleuchten wir sechs Biografien. Andrea Schneider, Stiftsdirektorin des KWA Albstifts Aalen, ordnet dies aus Hausleitungssicht ein.
Von links: die KWA-Auszubildenden Lauriane Ghoguia Fouegho und Brayana del Moreno Njimy, KWA-Pflegefachkraft Sunita Dhakal, die KWA-Schülerinnen Razija Hossaini und Nour Ali, KWA-Schüler Habibullah Hassani - Foto der linken Gruppe: Gabi Hannemann; Foto der rechten Gruppe: Jörg Peter Urbach
Aalen / München, 16. Oktober 2024
Wir alle freuen uns auf unseren Urlaub und darauf, fern der Heimat andere Kulturen, andere Länder und Menschen kennenzulernen. Reisen in die Ferne sind durchaus aufschlussreich und verschaffen neue Eindrücke. Doch wenn wir ehrlich sind, kehren wir dann auch gerne wieder in unsere Heimat zurück und freuen uns über Gewohntes. Was aber, wenn die fremde Kultur nicht nur eine Urlaubsbekanntschaft ist? Im KWA Albstift haben wir Kolleginnen und Kollegen, die in unserer Kultur einen neuen Lebensabschnitt begonnen haben.
Die Pflegefachkraft ist inzwischen 28 Jahre alt – und hat schon viel geschafft. Sunita stammt aus Nepal. Das Land liegt zwischen China und Indien, im Norden und im Osten liegt ein Großteil des Himalaya-Gebirges. Bis zur 10. Klasse lebte Sunita bei ihrer Familie in einem Dorf, dann ging sie – alleine – in die Hauptstadt Kathmandu, um dort zu studieren. „Immer schon wollte ich einen medizinischen Beruf ergreifen“, berichtet sie. „Aber in Nepal war es trotz Studium schwierig.“ Eine Ausbildung wäre teuer gewesen „und danach verdient man nicht genug“, sagt sie. Eine Cousine lebte bereits in Deutschland, daher entschied sie sich mit zwanzig, auch hierherzukommen. Für eine Au-pair-Stelle war keine Sprachprüfung vorgesehen, so konnte sie zunächst unverbindlich schauen, ob es ihr hier gefällt.
Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in Ellwangen ließ sie sich in Villingen-Schwenningen in der Pflege ausbilden. Seit einem Jahr arbeitet sie nun im KWA Albstift Aalen. Sunita hatte nicht erwartet, dass sie in Deutschland so gut aufgenommen wird. Die meisten Menschen seien aufgeschlossen und freundlich, alle Kollegen sehr nett. Zwei herausfordernde Aspekte sind für sie nach wie vor das ganz andere Klima und das ganz andere Essen. Sie vermisst zudem ihre Familie und ihre Freunde. Mittlerweile hat sie einen Freund, der ebenfalls aus Nepal stammt. Gemeinsam mit ihm fliegt sie in ihrem Urlaub in die Heimat. Darauf freut sie sich sehr.
Lauriane wurde 1998 in Kamerun geboren und ist zusammen mit sechs Geschwistern in der Hauptstadt Jaunde aufgewachsen. Der Kontakt zur Familie und zu Nachbarn war all die Jahre eng. Und: „Man war nie alleine, wenn man auf die Straße kam. Das ist in Deutschland anders“, sagt sie. In Kamerun gab es nach der Schule wenig berufliche Möglichkeiten. Eine Ausbildung wäre teuer gewesen, und die Jobaussichten waren schlecht. Sie durfte allerdings erst nach Deutschland kommen, als sie das Sprachniveau B2 nachweisen konnte. Das kostete viel Zeit und Geld. Bezahlt wurden die Sprachkurse von den Eltern und anderen Familienmitgliedern.
Laurianes Mutter ist Krankenschwester. Auch sie selbst konnte schon immer gut mit Menschen umgehen, wollte unbedingt einen ähnlichen Beruf ergreifen. Sie ist seit April 2024 hier in Aalen, lässt sich im Albstift zur Pflegekraft ausbilden. Wenn bei der Arbeit gute Stimmung ist, fällt alles leichter. „Man lernt schneller und fühlt sich wohl“, denkt Lauriane. Ähnlich wie Sunita und Moreno – über die Sie gleich noch etwas lesen werden – vermisst sie jedoch nach wie vor ihre Familie und ihre Freunde, zudem das afrikanische Essen und das afrikanische Wetter. Auch die ganz andere Lebensart. Menschen leben ihr Leben dort, ohne ständig über die Arbeit nachzudenken oder zu reden. In ihrer Heimat tanzte sie viel und gerne. Mit einem Tanzkurs in Aalen will sie daran anknüpfen und dabei auch in ihrer Freizeit neue Menschen kennenlernen.
Ihr Rufname ist Moreno. Sie kam im Jahr 2005 zur Welt, wird im Januar 20. Auch sie ist in Jaunde aufgewachsen, gemeinsam mit vier älteren Geschwistern, entschied sich aus dem gleichen Grund wie Lauriane für Deutschland: Beide haben Verwandte, die in Deutschland leben. Als die zwei jungen Frauen im April in Aalen gemeinsam ankamen, dachten sie, es sei gerade furchtbar kalt, und wunderten sich, dass die Kollegen T-Shirts trugen. Es war vergleichsweise mild. Der erste komplette Winter steht bevor. Sie wollen dann warme Schuhe und dicke Jacken tragen.
Moreno und auch Lauriane hatten zunächst Angst, dass sie in Deutschland auf Rassismus treffen. Deshalb trauten sie sich anfangs nicht, mit dem Bus zu fahren. Die Angst wurde ihnen genommen. „Alle sind sehr nett und hilfsbereit“, berichtet Moreno. Sie findet den familiären Umgangston im Team und mit den Bewohnern sehr schön, hat das für sich nun übernommen, fühlt sich bei der Pflegeausbildung im Albstift sehr wohl. Auch mit dem deutschen Essen hat sich Moreno schon ein wenig angefreundet. Und in ihrer Freizeit will sie künftig Tennis spielen, gerne in einem Club. Erklärtes Ziel der beiden Auszubildenden ist, ihr Deutsch weiter zu verbessern und sich möglichst gut zu integrieren.